Lesung Engelbert Obernosterer

26.04.2018 um 19:00 Uhr

Präsentation zweier Bücher von Engelbert Obernosterer
* Nach Tanzenberg (Eine Lossprechung)
* Die Decke (Miniaturen)

Es lesen: Engelbert Obernosterer und Wilfried Kuss
Kabarettistische Draufgabe von Jakob Pernull

 

Biographisches:

 Latent warEngelbert Obernosterer schon von jeher in den Oberkärntner Bergen enthalten. Urkundlich erstmals erwähnt wurde er 1936 in den Taufmatrikeln von St. Lorenzen im Lesachtal. Dadurch, dass er von der Landschaft separiert und ins Klische einer Person gepresst wurde, sah er sich weitgehend von seinem Nährboden abgetrennt; ganz losreißen ließ er sich trotzdem nicht. In Büchern wie Mythos Lesachtal, Vom Ende der Steinhocker, Die Bewirtschaftung der Herrn R, und weiteren zwölf Prosabänden, zuletzt Das blaue Dingsda blieb er mit berglerischer Zähigkeit in seine Ursprünge verkrallt.

Sich und seine Familie über Wasser gehalten hat er als Lehrer an verschiedenen Schulen im Gailtal, wo er seit 1999  in einem ehemaligen Bauernhaus lebt.

                   

Publikationen:

1975: Ortsbestimmung, Prosa, Jugend und Volk, Wien
1980:Der senkrechte Kilometer, Studien zum Landleben, Heyn, Klagenfurt
1989: Am Zaun der Welt, Studien zu Schule und Erziehung, Heyn
1990: Die Bewirtschaftung des Herrn R, Roman, Alekto, Klagenfurt
1993: Verlandungen, Prosa, Edition S, Wien
1998 :Vom Ende der Steinhocker, Satire, Sisyphus, Klagenfurt-Wien
2001: Grün, Eine Verstrickung, Sisyphus, Klagenfurt - Wien
2002 . Die Mäher und die Grasausreißer, Eine Bilanz, KITAB, Klagenf.
2003:  Bodenproben, Miniaturen I, KITAB
2004: Paolo Santonino, Drama, KITAB
2005: Mythos Lesachtal, Eine literarische Annäherung, KITAB
2006: Misstraut den Floristen, Miniaturen II, KITAB
2008:Nach Tanzenberg, Eine Lossprechung, KITAB
2008: Witterungen, Materialien zu E. O., herausgegeben von Walter Fanta, KITAB
2009:Ermittlungen im Gebirge, Miniaturen III, KITAB
2011: Das grüne Brett vor meinem Kopf, Ein Rondo, KITAB
2012: Verwerfungen, Lesebuch mit neuen Texten, KITAB
2013:Schutzbehauptungen, Prosa,KITAB
2015: Der Kampf mit dem Engel, ein Mosaik, KITAB
2016:Das blaue Dingsda, Miniaturen, KITAB

 

Preise:

Förderungspreis für Literatur des Landes Kärnten
Preis der Arbeit (AK- Kärnten)
Theodor Körner-Preis
Staatsstipendium
Literaturpreis des Club Carinthia, Wien
Würdigungspreis des Landes Kärnten
Humbert Fink - Preis 2016

 

 

Engelbert Obernosterers Erkundung seiner Umgebung

In Skizzen und literarischen Miniaturen, in Kurz- und Kürzestgeschichten, in Betrachtungen und psychologischen Explorationen erzählt Engelbert Obernosterer seit vier Jahrzehnten vom Leben derer, von denen man, wie es in einem seiner früheren Bücher heißt, meint, dass deren Leben nicht der Rede wert sei- im Vergleich mit den Reichen und Schönen, denen man Biographien und Romane widme..Obernosterer schreibt und erzählt, wie die spezifische Mischung aus bäuerlich-katholischer Tradition, das heißt auch,aus Zwang und Anpassung, aus sozialer Kontrolle und ritualisierten Ausbrüchen das Leben und den Alltag der Menschen auf dem Land und in den Gebirgstälern bis heute prägt und bestimmt. Obernosterers große Begabung ist sein freier, sensibler und entdeckungsfreudiger Blick auf das soziale Gefüge und seine Fähigkeit, in den Schaustücken der ländlichen Tadellosigkeit und Idylle die Risse und Abgründe zu entdecken, die hinter den gefärbelten Fassaden und dem schönen Schein lauern. Obernosterers Prosaminiaturen sind eine literarische Kartographie, mehr noch, eine Ethnographie des Ländlichen wie es sie, so gewitzt, so gescheit und hinterlistig in der österreichischjen Literatur der Gegenwart nirgendwo sonst gibt.. Im Zusammenspiel seiner scharf sezierenden und zugleich liebevoll ironischen Schreibweisen entsteht eine kleine Menschenkunde, die vermeintlich von den anderen spricht und auf uns selber zielt. Im neuen Buch...kommt aber etwas Neues hinzu.Stärker als in seinen früheren Büchern rückt sich der Beobachter und Erzähler selber ins Bild. Er schaut sich etwas überrascht und verwundert zu, dass nicht nur um ihn herum gealtert und gestorben wird, sondern dass auch sein eigenes Herz den Dienst versagen möchte, dass die Kraft nachlässt, dass das Leben in Verfall endet.

Oberrnosterer war immer schon ein Materialist, wenn auch ein philosophisch angehauchter, aber wie er nun das Nachlassen der Kräfte, das Altern, das Kranksein beschreibt, hat bei aller Empathie, zu der er fähig ist, auch etwas Unerbittliches, weil es so anschaulich ist, so genau, so körperlich, physiologisch, ja mikroskopisch.

Unerbittlich also in erster Linie im Sinne literarischer Genauigkeit. Es gibt in diesem Buch immer wieder Passagen, die von einer Präzision der Beobachtung, der Wahrnehmung auch der eigenen Person und des eigenen Körpers sind, dass einem ganz anders wird, vor allem wenn man selber auch schon auf dem Bergabweg ist.

Der Genauigkeit, der Schonungslosigkeit der Wahrnehmung entspricht die Präzision seiner Sätze, die, ich kann es nicht anders sagen, gefügt sind wie ein Dachstuhl eines Lesachtaler Bauernhauses. Es gibt Passagen in diesem Buch, die ich zum Besten zähle, was Obernosterer je geschrieben hat.

Und das Schöne ist, er bleibt nicht stehen bei der Selbstbeobachtung und bei der Beobachtung der Nachbarn oder der Mitgefangenen der Rehab-Klinik. Er stellt zum alternden Mann die Kindheitsbilder, Erinnerungen an sich als Kind, Erinnerungen an sich und seinen Vater, sich und die Mutter, Erinnerungen an das Dorfleben, an die Religion und die Rebellion, an die alles bestimmenden Pole von Reich und Arm...

Das Ganze ist bei Obernosterer ohne idyllische Anflüge, ohne Sentimentalität, lakonisch, genau, nicht ohne Witz.

Wieder einmal: Obernosterer beschreibt das Leben der Leute im Lesachtal, er beschreibt sein Leben und – erzählt von der Welt. Das macht ihm so schnell keiner nach.

 

 

 

Jakob Pernull unterhält Sie mit kritisch, geistreichem Kabarett & Liedern

Wer singen und lachen kann, der erschreckt sein Unglück!

 

Das Beste, was ich auf der Welt tun kann, ist fröhlich zu sein;

wie auch jedes einzelne Lebensschicksal aussehen mag:

dankt denen, die euch heiter machen;

nichts ist gesünder auf der Welt, als ab und zu sich krank zu lachen!

 

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