Wandmalerei am Lagerhaus Obervellach

 

Raphael Pesentheiner, ein gebürtiger Mölltaler, entführt Sie mit seiner Kunst am Lagerhausturm in die bewegende Geschichte und die traditionsreiche Kultur seiner Heimat. Das Lagerhaus Obervellach hat durch die Bereitstellung von Material und Gerätschaften dieses Projekt unterstützt! Diese Zuwendung hat wesentlich dazu beigetragen, dass dieses Projekt erfolgreich realisiert werden konnte. Dieses Engagement ist ein wunderbares Beispiel für gelebte Verantwortung und lokale Unterstützung, was motiviert und bestärkt!

Auf der ostseitigen Wand fängt er das Bild der Glockner Säumer ein, die einst Lasten auf dem Rücken ihrer Saumtiere über die majestätischen Gipfel des Großglockners trugen. Diese Darstellung ist nicht nur eine Hommage an die historischen Säumer, sondern auch ein Fenster in eine vergangene Welt, in der Mut und Ausdauer den Alltag prägten. Der Übergang zur nordseitigen Wand zeigt die unermüdliche Arbeit der Bauern an den steilen Hängen des Mölltals. Auch heute noch kämpfen die Bergbauern mit der Sense gegen die Schwerkraft, um die kostbare Heuernte einzubringen. Hier wird der tägliche Einsatz und die tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihrer Erde lebendig. Auf der westseitigen Wand sehen Sie eine fleißige Bauernfamilie bei der Heuernte, deren Gemeinschaft und Zusammenarbeit ein Sinnbild für das Leben in den Bergen ist. Unterhalb dieser Szene offenbart Pesentheiner die harte Arbeit der Mölltaler Bergknappen in den Erzgruben sowie Silber- und Goldbergwerken. Diese Minen lagen tief im Hochgebirge und spiegeln den unerschrockenen Geist der Menschen wider, die nach Reichtum und Rohstoffen suchten.

Jede Seite des Lagerhausturms erzählt eine eigene, tief verwurzelte Geschichte, die zusammen ein lebendiges Mosaik des Mölltals bilden. Lassen Sie sich von Raphael Pesentheiners Kunst verzaubern und tauchen Sie ein in die Geschichte einer Region, die von der Natur und dem menschlichen Willen geprägt ist.

Ostseitig stellt das Motiv den Beruf der Glockner Säumer dar. Im Bildhintergrund ist der Großglockner abgebildet, höchster Berg Österreichs, der sich am Beginn des oberen Mölltales, an der Grenze zu Osttirol befindet. Die Säumer transportierten die Lasten auf dem Rücken von Saumtieren über das Gebirge. Jahrhundertelang beförderten sie wichtige Güter wie Salz von Norden nach Süden und Wein vom Süden in den Norden auf Saumpfaden und über die Pässe der Alpen sowie wurde mit Seide, Samt, Reis, Korn, Brokat, Wolle, Käse und Öl gehandelt. Der Saumhandel war in den betroffenen Alpentälern eine wichtige Einnahmequelle. Der Säumer musste man ein Pferd, einen Maulesel, ein Maultier oder einen Ochsen besitzen. Das Gewerbe der Säumer wurde als Säumerei bezeichnet und die Bezeichnung Säumer bezieht sich auf das nicht mehr gebräuchliche Wort „Saum“, das bedeutete so viel wie „Last“ und verwieß auf diesen historischen Beruf hin, aber auch die Saumtiere wurden so bezeichnet. Die Säumer arbeitete selbstständig, auf eigene Rechnung im Auftrag fremder Kaufleute oder Kunden und waren oftmals auch in Säumergenossenschaften organisiert.

Der fließende Übergang zur nordseitigen Kunstwand zeigt die harte Arbeit der Bauern an den steilen Hängen im Mölltal. Auch in der heutigen Zeit müssen die Bergbauern noch mit der Sense am steilen Hang mähen.

Die Heuernte der Bauernfamilie wird auf der Wand westseitig sichtbar. Ochse oder Pferd sowie bei Kleinkeuschlern mit Hilfe einer Kuh wurde das Heu zum Gehöft oftmals von steilen Hängen sehr mühsam hinaufgezogen, die oft weit unter dem Gehöft lagen. Noch vor 80 Jahren gab es fast bei jedem Bauern Dienstmägde und Knechte, die schwere Arbeiten verrichteten und dafür bezahlt wurden. Essen und Logie war frei und bei guten Dienstposten, gab es Schuhwerk und Bekleidung gratis. Früher gab es in den Familien viele Kinder, die bei der Bauernarbeit von klein auf mithelfen mussten.

Unter der arbeitenden Bauernfamilie zeigt der Künstler die Arbeit der Mölltaler Bergknappen, die aus ganz Europa kamen. Erzgruben, Silber- und Goldbergwerke lagen hier im Mölltal im Hochgebirge. In Flattach gab es Vorkommen an Kupfer, hochwertiges Eisen und Gold. Der Abbau von Gold liegt wohl am weitesten zurück und verlieh der Goldberggruppe ihren Namen. Das älteste, noch heute existierende Bergwerksverzeichnis in Obervellach belegt eindeutig, dass um 1480 in der “Teuchl” Silberbergwerke vorhanden waren. Zur Zeit des Edelmetallbergbaues war das heutige Gemeindeamt in Obervellach Wohnsitz der Gewerkenfamilie Schlaminger, die zu den bedeutendsten Bergwerksbetreibern des Mölltales gehörte. Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Bergwerke von Österreich einem „obristen Bergmeister“ unterstellt. Wegen der besonderen Bedeutung von Obervellach in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte 1509 die Ernennung von Lamprecht Zäch zum ersten Oberstbergmeister für die habsburgischen Länder des Bergrichters von (Ober) Vellach. In der Blütezeit des gesamten Ostalpenraums, erstreckte sich der Zuständigkeitsbereich des Oberstbergmeisteramtes durch die habsburgische Länderteilung 1564, auf Innerösterreich. Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Triest und die österreichischen Besitzungen in Istrien und Friaul. Der Markt Obervellach beherbergte für 270 Jahre die zentrale Bergbauverwaltung des Habsburgerreiches und erlangte somit auf diesem Gebiet überregionale Bedeutung.

Auch heute sind die Nachkommen dieser stolzen Bergarbeiter in ganz Europa als Tunnelbauarbeiter gefragt und setzen die Tradition fort, die ihre Vorfahren im Mölltal begonnen haben.

Lassen Sie sich von Raphael Pesentheiners Kunst am Lagerhausturm verzaubern und tauchen Sie ein in die bewegende Geschichte des Mölltals. Jede Seite des Turms erzählt eine einzigartige Geschichte, die zusammen das reiche Erbe dieser beeindruckenden Region widerspiegeln.

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